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Können Kryptowährungen zurückverfolgt werden?

Über Kryptowährungen wie Bitcoin existieren viele verschiedene Meinungen. Ein davon ist, dass sie nicht oder nur schlecht zurückverfolgt werden können. Diese Auffassung beruht auf einem Missverständnis, denn neben Bitcoin-Transaktionen sind auch solche mit Litecoin, Ethereum, Dogecoin und vielen anderen digitalen Assets, nicht anonym. Stattdessen sind die Transaktionen pseudonym, was im Ergebnis bedeutet, dass niemand auf Anhieb wissen kann, wem eine bestimmte Adresse gehört, an die Coins geflossen sind oder von der ein Abfluss zu verzeichnen ist.

Wenn man in der Lage ist, bestimmte Informationen mit der jeweiligen Adresse in Zusammenhang zu bringen, dann kann man nicht nur den Transaktionsfluss auf der Blockchain sichtbar machen, sondern auch präzise Aussagen treffen, wem die Coins gehören.

Im Folgenden möchten wir vorstellen, warum man Kryptowährungen zurückverfolgen kann, wie dies funktioniert und wo die Grenzen der Verfahren liegen.

Warum kann man Kryptowährungen zurückverfolgen?

Die Blockchain ist ein zusammenhängender Datensatz, dessen Informationen durch jede Person zu jeder Zeit überprüft werden kann. Dies ist eine der Grundideen von Bitcoin, denn die Möglichkeit zu auditieren bildet das Fundament für seine Transparenz. Am Ende soll keine Partei in der Lage sein, abgeschlossene Transaktionen zu ändern oder einfach Bitcoin aus dem Nichts zu erschaffen. Weil die meisten Kryptowährungen nach dem Vorbild von Bitcoin entstanden sind oder zumindest nur in einigen Feldern technische Änderungen erfahren haben, funktionieren sie ebenfalls nach dem gleichen Prinzip wie Bitcoin.

Damit die Transparenz von Bitcoin die Nutzer der Technologie nicht auf Anhieb gläsern macht, sind Bitcoin-Adressen pseudonym und auch diesem Beispiel folgen die meisten Kryptowährungen. Eine Bitcoin-Adresse kann folgendermaßen aussehen:

bc1q2rhlucrfa255x8cy5mg2cpkhaqak4smpkqmrm5

Hierbei handelt es sich um eine Bech32-Adresse, was wir leicht daran erkennen können, dass sie mit der Kennung „bc1“ beginnt. Wir können zwar nicht sagen, wem die Adresse gehört, aber sie lässt sich beobachten und weil alle Informationen in der Blockchain verewigt sind, können wir Rückschlüsse ziehen, wenn andere Adressen mit ihr interagieren.

Blockchain-Forensik – Den Tätern auf der Spur

Unter dem Begriff Blockchain-Forensik fallen eine Reihe von Methoden, mit denen man Spuren sichern kann, welche jede Person hinterlässt, die Bitcoin oder andere Kryptowährungen nutzt. Dabei werden nicht nur Transaktionen ausgewertet, sondern auch versucht diese Daten mit anderen verfügbaren Daten zusammenzuführen.

Die einfachste Methode ist hier die Recherche, denn viele Personen veröffentlichen ihre Bitcoin-Adressen im Internet, was eine Zuordnung zu einem bestimmten Personenkreis vereinfacht. Allerdings gehen Täter bei Krypto-Betrug, Anlagebetrug oder anderen Delikten mitunter wesentlich geschickter vor, um anonym zu bleiben. In diesen Fällen werden Daten mit den Transaktionen in Zusammenhang gebracht, die nicht öffentlich sind oder zumindest nicht durch eine einfache Recherche erhoben werden können.

Dazu gehören beispielsweise auch Anfrage bei Bitcoin- und Krypto-Börse, welche von vielen Tätern genutzt werden, um ihre digitale Beute in Dollar, Euro oder einer anderen Währung umzuwandeln. Hat man diese Daten, dann kann man zurückverfolgen, wohin dieses Geld geflossen ist und man kann mit anwaltlicher Hilfe auf die Herausgabe des Geldes bestehen. Gleiches gilt für die Kryptowährungen, welche die Täter durch den Betrug erhalten haben. Die meisten Börsen sperren dann die betroffenen Konten und behalten Geld und Bitcoin ein. Am Ende sind die Betrüger also nicht so anonym, wie sie vielleicht meinen.

Wo liegen die Grenzen der Blockchain-Forensik?

Jeder Nutzer von Bitcoin kann seine Privatsphäre dadurch erhöhen, dass er verschiedene Wallets für verschiedene Zwecke nutzt. Auch Betrüger wissen das und versuchen auf diesem Weg eine Analyse zu erschweren, um anonym zu bleiben. Dies ist jedoch zumeist unzureichend, insbesondere dann, wenn ein Experte am Werk ist. Ein einfacher Wechsel von Adressen reicht also nicht aus.

Schwieriger sind hingegen Transaktionen mit einem Bitcoin-Mixer, welche dafür sorgen sollen, dass der Zusammenhang zwischen Sender und Empfänger einer Transaktion nicht mehr rekonstruierbar ist und wenigstens der Empfänger anonym bleibt. Es ist zwar richtig, dass dies eine sehr zuverlässige Methode für diese Zwecke darstellt, aber auch hier können Betrüger schwerwiegende Fehler machen und damit unfreiwillig Spuren hinterlassen. Was für den einfachen Datenschutz im alltäglichen Zahlungsverkehr ausreichen mag, ist im Rahmen der Analyse durch einen professionellen Blockchain-Forensiker kein Hindernis.

Bedenklicher ist hingegen die Verwendung der Kryptowährung Monero(XMR), die, anders als Bitcoin, nicht transparent ist. Hier werden stattdessen eine Reihe von Methoden zum Einsatz gebracht, welche den Transaktionsfluss anonym gestalten, darunter auch der Schutz von Adressen. Doch auch hier erreichen Täter nicht immer vollständige Anonymität, sondern oftmals lediglich die sogenannte glaubhafte Abstreitbarkeit. Daher lässt sich nicht zweifelsfrei beweisen, dass Geld aus einem Verbrechen stammt. Dies ist auch der Grund, warum Monero sich im Darknet zunehmender Beliebtheit erfreut. Gleichzeitig verliert diese Kryptowährung an Boden, denn immer weniger Börsen planen sie zum Handel anzubieten. Insgesamt ist ihnen das Risiko zu groß, dass sie vielleicht mit Missbrauch in Zusammenhang gebracht werden. In einigen Ländern, wie Südkorea, hat man den Handel mit Monero schlicht untersagt.

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    Timo Züfle

    Timo ist Blockchain-Forensiker und Experte für Kryptowährungen. Er erklärt, wie man sich vor Betrug schützt und Tätern auf die Schliche kommt.