Geldwäsche ist ein Thema, mit dem nicht nur Ermittlungsbehörden befasst sind, sondern auch Unternehmen, Banken und Verbraucherschutzverbände. Schließlich sieht die Gesetzeslage so aus, dass konkrete Regeln eingehalten werden müssen, um Prävention zu betreiben. Man möchte meinen, dass eine Bäckerei am Ende nicht im gleichen Maß von dem Thema betroffen ist, wie etwa eine Sparkasse. Im Prinzip stimmt das auch, aber es gibt ebenso viele Ausnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Kryptowährungen bilden eine dieser Ausnahmen und nehmen im Bereich der Geldwäsche eine ganz andere Rolle ein, als ihnen oftmals medial zugesprochen wird. Wir möchten in diesem Artikel aufzeigen, wie Geldwäsche in der Praxis aussieht, wie man sich schützen kann und warum Kryptos am Ende nicht annähernd so gefährlich sind, wie manchmal behauptet wird.
Woher kommt das Geld und was ist Geldwäsche?
Der Geldwäsche gehen andere Straftaten voraus, aus denen die Mittel stammen. Dabei gibt es ein ganzes Spektrum an Straftaten, welche es für Kriminelle erforderlich machen, ihre Einnahmen zu waschen. Schließlich können sie hohe Summen nicht einfach auf ein Konto einzahlen. Deshalb ist insbesondere im Umfeld gewerbsmäßiger und organisierter Kriminalität die Geldwäsche zwingend erforderlich. Denn Polizei und Staatsanwaltschaft wissen in der Regel, wer hinter kriminellen Unternehmungen steckt. Zwar können Behörden bei Verdacht zumeist nicht direkt eingreifen, weil sie sich an rechtsstaatliche Vorgehensweisen halten müssen, aber sie beobachtet sehr genau, was in diesen Kreisen geschieht.
Es ist also ein Katz-und-Maus-Spiel, denn die Kriminellen nutzen vorhandene Gesetzeslücken und erkennen neue Lücken sehr schnell. Zum Teil werden diese durch den Gesetzgeber geschlossen, doch das kostet Zeit und muss immer verhältnismäßig sein, weil Gesetzesnovellen nicht selten mit Einschränkungen für ehrliche Bürger einhergehen. Denn diese müssen dann die gleichen Auflagen erfüllen wie die Gangster. In diesem Kontext ist etwa die Limitierung von Edelmetallkäufen auf 2.000 Euro in bar beispielhaft zu nennen. Oberhalb dieser doch eher geringen Summe müssen sich Käufer und Verkäufer von Gold, Silber und Co. nämlich ausweisen.
Geldwäsche dient also dazu, die unrechtmäßig erworbenen Gelder reinzuwaschen und wieder in den Wirtschaftsverkehr einzufügen, sodass die Mittel legal und ohne Folgen genutzt werden können. Dies ist in der Regel mit erheblichen Kosten verbunden, denn Kriminelle müssen dazu selbst oder über Strohmänner geeignete Betriebe gründen, in denen das Geld unauffällig platziert werden kann. Typisch sind dafür Gastronomien oder Wettbüros, weil hier der Geldfluss nicht transparent ist. Es ist zwar nicht unmöglich hochzurechnen, ob Einnahmen aus solchen Betrieben plausibel sind, aber das wissen auch die Kriminellen und platzieren größere Summen deshalb über mehrere Betriebe hinweg.
Welche Rolle spielen Kryptowährungen bei Geldwäsche?
Der wohl größte Anwendungsfall für Kryptowährungen in Bezug auf illegale Aktivitäten ist das Darknet. Hier werden illegale Güter oder Dienstleistungen direkt gegen Bitcoin gehandelt, wobei sich der Trend abzeichnet, dass Kriminelle verstärkt auf Monero setzen. Letzteres hat deutliche Vorzüge bei der Geldwäsche, weil man den Geldfluss auf der Blockchain nicht verfolgen kann.
Sinngemäß gibt es also den Bedarf, Kryptowährungen zu waschen, die mit illegalen Aktivitäten eingenommen worden sind. Weil es Methoden wie die Blockchain-Analyse gibt, ist es im Zuge dessen in der Regel erforderlich, die Transaktionen zu verschleiern. Neben Monero bieten sich Bitcoin-Mixer und Ethereum-Tumbler an, um dieses Ziel zu erreichen. Um die Kryptowährungen zu waschen, spielen Non-fungible Token eine immer größere Rolle. Denn für die Kriminellen ist die Wertschwankung von Kryptowährungen ein Problem.
Ein NFT kann aber unter Geldwäschern zu einem fixen und beliebig festgelegten Preis gehandelt werden. Daher kann ein NFT günstig angeschafft oder sogar erstellt werden, um es dann zu einem hohen Preis zu veräußern. Diese Praxis ist als Wash Trading bekannt und ist im Prinzip auch mit anderen Token oder Coins möglich.
Die zweite Dimension befasst sich mit dem umgekehrten Fall, nämlich wenn Bargeld oder Buchgeld gewaschen werden soll. Dann platzieren Kriminelle nämlich Geld bei Privatpersonen und teilweise bei Unternehmen. Diese sollen dann am Markt aktiv werden und das Geld in Kryptos umsetzen, um diese dann an die Kriminellen zu transferieren.
Vorsicht vor dubiosen Jobangeboten
Um auf diesem Weg Geld umzusetzen und zu waschen, benötigen Kriminelle nach Möglichkeit viele Strohmänner. Denn wenn sie sich auf einen einzelnen verlassen, dann laufen sie Gefahr, schnell entdeckt zu werden. Ist sich ein Strohmann seiner Rolle bewusst, dann verlangt er in der Regel eine hohe Beteiligung und dürfte in einigen Fällen nicht zu bestimmten Taten motivierbar sein. Schließlich weiß er darum, dass ein gewisses Risiko nicht mehr zu managen ist.
Deshalb ist es für Berufskriminelle attraktiv, ahnungslose Dritte zu ihren Komplizen zu machen. Dazu bedienen sie sich Jobanzeigen in einschlägigen Portalen und kontaktieren Unbekannte per SMS und WhatsApp. Auch auf Social Media und in WhatsApp-Gruppen sind die Kriminellen aktiv und versuchen, andere zu Straftaten anzustiften. Dabei handelt es sich augenscheinlich um traumhafte Jobangebote. Zumeist wird damit geworben, mit nur geringem Zeitaufwand ein Nebeneinkommen von mehreren Hundert oder sogar Tausenden Euros erzielen zu können.
Tatsächlich geht es den Anstiftern aber nur um Eines: Die Bankkonten von ansonsten unbescholtenen Personen nutzen zu können. Auf die gleiche Art und Weise werden auch Strohmänner für Onlinebetrug angeworben, die Gelder aus Betrugsdelikten annehmen und weiterleiten. Es sind häufig junge Menschen mit wenig Lebenserfahrung, welche auf diese Angebote eingehen und nicht oder nur vermindert in der Lage sind zu durchschauen, worauf sie sich einlassen. In einigen Fällen dürften die Mittäter sich sogar wissentlich instrumentalisieren lassen. Dann fliegt ihre Beteiligung an den Straftaten auf, dann droht ihnen in der Regel nur eine Anzeige wegen fahrlässiger Geldwäsche. Gegen sie werden die Verfahren in der Regel gegen relativ geringe Auflagen eingestellt, sofern keine Vorstrafen bestehen. Darauf sollten sich Mittäter aber nicht verlassen, weil das erhöhte Aufkommen an Fällen die Staatsanwaltschaften veranlassen könnten, in Zukunft deutlich härter durchzugreifen.
Straftaten als Dienstleistungen
Neben der oben beschriebenen Rekrutierung von Strohmännern gibt es im Darknet einen regen Handel mit Dienstleistungen, die ihrerseits Straftaten darstellen. Daher vermieten Kriminelle eine gewisse Anzahl an Konten an andere Kriminelle zur Nutzung. Wer sich also rekrutieren lässt, kann damit rechnen, dass er mit seinem Bankkonto von einem Makler an andere Kriminelle vermittelt wird.
Diese Arbeitsteilung ist nicht neu, denn jede Straftat benötigt aus Sicht der Täter eine Professionalisierung. Werden Straftaten im Internet begangen, dann setzen sie profunde IT-Kenntnisse voraus. Weil diese mitunter eine berufliche oder gar akademische Ausbildung erfordern, sind sogar IT-Dienstleistungen in kriminellen Kontexten im Darknet käuflich.
In Bezug auf Kryptowährungen handelt es sich hierbei entweder um Konten auf Kryptobörsen, die vollständig verifiziert sind oder Girokonten im In- und Ausland, die genutzt werden können. Ebenfalls beliebt sind Kreditkarten, die aber auch für vielen anderen Straftaten genutzt werden.
Wie lässt sich Geldwäsche mit Kryptowährungen verhindern?
Das wirksamste Mittel ist die Prävention und die Einführung von standardisierten Verfahren bei Börsen und Dienstleistern, um wirtschaftlich Berechtigte eindeutig und sicher zu identifizieren. Eine weitere Komponente ist das regulatorische Regime. In den USA geht man auf Grundlage bestehender Gesetze vor und Aufsichtsbehörden wie die SEC klagen gegen Marktteilnehmer, die sich aus Sicht der Aufsichtsbehörde verfehlt haben. In der EU verfolgt man einen Ansatz, der von weiten Teilen der Branche begrüßt wird und Klarheit bringt, wie Kryptowährungen rechtlich einzustufen und welche Bedingungen durch Unternehmen sowie Emittenten zu erfüllen sind.
Ab 2024 wird dazu MiCA in Kraft treten, was zwar für kleinere Unternehmen belastend ist, weil der Aufwand für die Compliance steigt, aber grundsätzlich bessere Bedingungen schafft. Weil die bisher vorhandenen Vorschriften für Wertpapiere den digitalen Assets nicht vollumfänglich gerecht werden, hat man auf EU-Eben zu Recht eine Gesetzesnovelle verabschiedet. Angesichts dessen ist die Erwartung an MiCA hoch, weil damit endlich alle Unklarheiten beseitigt sind.
In Bezug auf Geldwäsche bedeutet das ebenfalls klare Richtlinien, die präzisere und einheitliche Regeln schaffen, wie Dienstleister und Börsen in dieser Hinsicht vorzugehen haben. Letztlich sind sie ähnlich wie Kreditinstitute die einzigen Beteiligten, die sinnvoll in Pflicht genommen werden können. Es ist absehbar, dass im Zuge der bereits geltenden und bald neuen Vorschriften, die Blockchain-Analyse eine große Rolle spielen wird. So können damit bereits heute Transaktionen von Bitcoin-Adressen, die auf Sanktionslisten stehen, effektiv vom Empfänger eingefroren und zur Anzeige gebracht werden. Auch die Herkunft von Mitteln ist damit gut zu erfassen. Am Ende wird es aber aus Datenschutzgründen darauf hinauslaufen, dass Unternehmen, die Kryptowährungen in Empfang nehmen, einen Mittelnachweis von ihren Kunden fordern. Innerhalb einiger Länder wie etwa den Niederlanden ist es bereits bei vielen Anbietern Pflicht, bei Auszahlungen von Kryptos nachzuweisen, dass die dazugehörige Adresse auch wirklich dem Kunden zuzuordnen ist.
Es wird also alles ein wenig komplizierter, soll aber die Interessen der Allgemeinheit besser wahren. Privatpersonen sollen jedoch nach wie vor miteinander frei Transfers anstoßen können, ohne sich gegenseitig überprüfen zu müssen.
Welche Wirtschaftsbereiche sind sonst noch von Geldwäsche betroffen?
Erstaunlicherweise ist es der Immobilienmarkt, der immer noch eine hohe Attraktivität besitzt. Dies ist dadurch begründet, dass Immobilien lange Zeit mit Bargeld bezahlt werden durften und es somit ermöglichen, ungemein hohe Summen zu waschen.
Aus diesem Grund wurde die Gesetzgebung in Deutschland geändert, sodass seit dem 1. April 2023 keine Immobilien mehr in bar gekauft werden dürfen. Verkäufer und Käufer müssen dem Notar gegenüber nachweisen, dass Buchgeld geflossen ist, weil dieser sonst nicht die erforderlichen Einträge vornehmen darf. Ausnahmen gelten jedoch für sogenannte Notaranderkonten und Käufe von über höchstens 10.000 Euro.
Dieses Beispiel belegt, dass Kryptowährungen also nicht das einzige Mittel sind, welches für Geldwäscher erstrebenswert ist. Während sich die Situation in der westlichen Welt zuspitzt und immer mehr Bereiche kontrolliert werden, sieht es in anderen Ländern mitunter deutlich schlechter aus. Denn einige Länder gestalten ihre Gesetzgebung mit Absicht besonders lasch, um Kapital aus dubiosen Quellen anzulocken und gelten ganz unverhohlen als Geldwäscheparadies. Darunter etwa Panama oder das Emirat Dubai.
Was unternimmt man, wenn man von Geldwäsche betroffen ist?
Sofern Sie den Verdacht haben, direkt oder indirekt in Geldwäsche mit Kryptowährungen verwickelt worden zu sein, so sollten Sie Kontakt zu Crypto-Tracing aufnehmen. Wir können prüfen und eingrenzen, woher Transaktionen stammen und den Sachverhalt dokumentieren.
Weil wir mit einem auf Cybercrime spezialisierten Anwalt eng zusammenarbeiten, kann dieser Sie direkt beraten, wie in Ihrem individuellen Fall am besten vorgegangen werden sollte. Je nach Fallkonstellation kommt eine Selbstanzeige in Betracht oder eine Anzeige gegen beteiligte Personen. Auch in diesen Fragen kann sie Herr Dr. Maisch als Anwalt beraten und wenn nötig vertreten.
Zögern Sie nicht und nehmen Sie noch heute Kontakt zu uns auf! Wir haben bereits in vielen Fällen dazu beitragen können, dass sich die Situation für Betroffene besser gestaltet hat. Darunter auch im Bereich von gestohlenen oder gehackten Bitcoins.
FAQ zum Thema Geldwäsche mit Kryptowährungen
Sind Kryptowährungen anfälliger für Geldwäsche als Fiat-Währungen?
Nein, Kryptowährungen sind nicht per se anfälliger, aber sie bieten aufgrund der Tatsache, dass Absender und Empfänger pseudonym sind, einen gewissen Schutz. Weil also der Geldfluss zunächst opak ist, können Geldwäscher davon profitieren.
Welche Technologien werden zur Bekämpfung von Geldwäsche im Krypto-Sektor verwendet?
Neben der Blockchain-Analyse kommen eine Reihe von anderen Technologien zum Einsatz, um Geldwäsche mit Kryptowährungen zu unterbinden. Hier spielen KI und maschinelles Lernen eine besondere Rolle, weil sie insbesondere die Automatisierung bei der Überwachung vorantreiben.
Welche Konsequenzen drohen, wenn jemand in Geldwäsche mit Kryptowährungen verwickelt ist?
In aller Regel droht strafrechtliche Verfolgung der beteiligten Personen. Abhängig von den Details des jeweiligen Falls kann beispielsweise auf fahrlässige Geldwäsche erkannt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass der Beschuldigte wirklich keinen maßgeblichen Anteil hatte. In Deutschland drohen Geldwäscher in einfachen Fällen bis zu 5 Jahre Gefängnis und in besonders schweren Fällen bis zu 10 Jahre.
Was sind die Unterschiede zwischen „On-Chain“ und „Off-Chain“ Transaktionen in Bezug auf Geldwäsche mit Kryptowährungen?
On-Chain-Transaktionen sind öffentlich auf der Blockchain sichtbar und können von jedermann analysiert werden. Bei Off-Chain-Transaktionen handelt es sich entweder um Transaktionen auf einem Second-Layer-Netzwerk oder die Aushändigung von Private Keys. Während auch Second-Layer-Netzwerke überwacht werden können, lässt sich der Tausch von Private Keys oder Seeds nicht einfach überprüfen.
Warum sind Bitcoins von Minern so begehrt bei Geldwäschern?
Miner werden mit den Transaktionsgebühren und der sogenannten Block Subsidy belohnt. Daher frisch erzeugten Bitcoin, die keine Transaktionshistorie aufweisen. Geldwäscher erwerben gerne die Private Keys für diese Coins und tauschen dafür im Gegenzug „schmutzige“ Bitcoin ein. Diese Praxis ist schon lange Zeit im Darknet üblich und der Aufpreis für diese BTC ohne eine Vergangenheit ist sehr hoch.