You are currently viewing Totalverlust mit Krypto: Ab wann ist es Betrug?

Totalverlust mit Krypto: Ab wann ist es Betrug?

Wenn man Geld investiert, braucht man Wissen um das jeweilige Asset, das Marktumfeld und eine glückliche Hand. Wer bereits über Vorerfahrung im Aktien- oder Kryptomarkt verfügt, weiß, dass einem nicht immer Glück und Wohlstand bescholten ist. Stattdessen gehört es für Anleger als auch Day-Trader zum Geschäft dazu, akzeptieren zu müssen, dass ein Investment auch an Wert verlieren kann und sich nicht mehr erholt.

Weil Kryptowährungen sehr volatil sind und der Markt nur wenig reguliert wird, ist das Thema Totalverlust für Krypto viel relevanter als im Aktienmarkt. Dabei stellt sich für viele Anleger oftmals die Frage, ob sie einem Betrug auf den Leim gegangen sind oder ob sie schlicht auf das falsche Pferd gesetzt haben.

Im Folgenden möchten wir für unsere Leser abgrenzen, ab wann es sich um ein schlechtes Investment handelt und ab wann ein Betrugsdelikt vorliegt.

Ursachen für einen Totalverlust

Es lassen sich bei weniger glücklichen Investmententscheidungen eine Reihe von Handlungsweisen und Marktereignisse exemplarisch eingrenzen, welche häufig mit Totalverlusten verbunden sind, aber keine Betrugsdelikte darstellen:

  • Hebel-Trading: Bei dem Einsatz von Hebel gehen Anleger mit einem Vielfachen ihres Kapitals an den Markt. Dies erhöht die Chance auf einen besonders saftigen Gewinn, gleichzeitig droht aber die Liquidation aller Mittel, wenn der Kursverlauf in die falsche Richtung geht. Wenn es um Krypto geht, dann halten sich bis heute hartnäckige Gerüchte. Dazu gehört z. B., dass die Handelsplattformen gegen ihre Nutzer handeln und ihr Wissen um die Kontostände und Order ihrer Kunden missbrauchen. Zwar gab es in der Vergangenheit Fälle, in denen ein solcher Betrug begangen wurde, aber gemeinhin gibt es bei einem Totalverlust durch Hebel-Trading zumeist nur eine Ursache: den jeweiligen Trader.
  • Fatale Ereignisse: Für die Krypto-Szene gibt es eine Reihe von Ereignissen, die besonders typisch sind und ebenfalls einen Totalverlust nach sich ziehen können. Dazu kann gehören, dass der Entwickler die Arbeit an dem Krypto-Projekt einstellt, woraufhin das Vertrauen der Anleger verloren geht und Abverkäufe einsetzen. Wenn Börsen bestimmte Assets streichen, dann ist das ebenfalls mit Kurseinbrüchen verbunden, die in einem Totalverlust münden können.
  • Schlechtes Timing: Ein weiterer Grund ist das Timing der Anleger. Viele unkundige Privatanleger steigen zumeist dann ein, wenn eine Kursrallye ihren Zenit erreicht. Da die Korrekturen im Kryptomarkt sehr hart sein können, kaufen die Betroffenen zu Spitzenpreisen ein und erleben dann Verluste, die nahe an einem Totalverlust liegen. Wenn man die vergangenen Marktzyklen in Betracht zieht, dann liegen die Verluste typischerweise zwischen – 85 % bis – 99 % und somit ist klar, dass nach einem solchen Verlust eine schier unglaubliche Rallye einsetzen müsste, um überhaupt Break-even erreichen zu können.

Natürlich sind noch eine Reihe anderer Gründe denkbar und selbstverständlich auch individuelle Fälle, in denen ein Totalverlust realisiert wird, ohne, dass ein Betrugsdelikt vorliegt. Dennoch fühlen sich viele Privatanleger oftmals betrogen, obgleich es viel mehr daran liegt, dass sie nicht über das notwendige Wissen oder die Erfahrung verfügen, den Markt navigieren zu können. Diese Abgrenzung zu echten Betrugsfällen ist essenziell, denn dabei handelt es sich um Straftaten, die, je nach Gesetzgebung des jeweiligen Landes und ihrer Schwere, empfindliche Haftstrafen nach sich ziehen können.

Ab wann liegt ein Betrug vor?

Anlagebetrug kommt zwar auch im Marktumfeld der Kryptowährungen vor, ist aber vergleichsweise selten. Häufiger ist hingegen der Computerbetrug, denn die meisten Straftäter verschaffen sich Zugriff auf die Computersysteme ihrer Opfer. Hier ist besonders das Phishing als Betrugsmethode hervorzuheben, denn Private Keys oder die Seed Phrase sind für Kriminelle attraktive Ziele. Erlangen sie das Geheimnis oder schaffen sie es, das Opfer zu überzeugen, eine bestimmte Handlung vorzunehmen, dann nehmen sie unwiderruflich die Kryptowährungen in ihren Besitz.

Damit aber ein Betrug vorliegt und nicht etwa nur eine schlechte Investmententscheidung, sind aus juristischer Sicht im deutschen Strafrecht einige Vorbedingungen zu erfüllen. Hier spricht man auch von objektiven Voraussetzungen, welche dem Täter nachgewiesen werden müssen:

  • Die Täuschungshandlung
  • Die Irrtumserregung
  • Die Vermögensverfügung
  • Der Vermögensschaden

Konkret kann man sich die Bewertung so vorstellen, dass die oben genannten Merkmale ineinandergreifen müssen, sodass die eine Handlung zur nächsten führt. Es muss also eine Verkettung vorliegen und zwischen jedem Glied in der Kette muss eine kausale Beziehung bestehen. Dazu ein Beispiel:

Person A teilt Person B mit, dass sie im Lotto gewonnen hat, aber eine Auszahlung nur möglich ist, wenn B eine Vorauszahlung in Höhe von 500 € leistet. Weil B nun annimmt, eine viel höhere Summe von A zurückzuerhalten, überweist B einen Betrag in vorgenannter Höhe an A. Nachdem A das Geld erhalten hat, verschwindet er und meldet sich nie wieder bei B.

Was in diesem Beispiel auf den ein oder anderen Leser vielleicht absurd erscheinen mag, ist im Internet gängige Praxis. Zumeist werden Opfer per E-Mail angeschrieben und statt einer Lotterie wird ein Investment angepriesen, welches am Ende nicht existiert oder bei dem Renditen versprochen werden, welche niemals erwirtschaftet werden können.

Wie sich unschwer erkennen lässt, ist eine kausale Beziehung zwischen den einzelnen Bindegliedern mitunter schwierig nachzuweisen, wenn es sich um ein Krypto-Investment handelt. Typischerweise wird man versuchen, sinngemäß damit zu beginnen, eine Täuschungshandlung nachzuweisen. Dies ist in vielen Fällen aber problematisch. So könnte man beispielsweise davon ausgehen, dass viele ICOs in betrügerischer Absicht angeboten werden, aber eine Täuschung liegt im Prinzip nur vor, wenn die Token nach Zahlung nicht überwiesen werden oder wenn die eingenommenen Gelder nicht dem versprochenen Verwendungszweck zugeführt werden.

Doch besonders der letzte Punkt wird nahezu unmöglich zu beweisen sein. Schließlich sammeln viele Projekte auf diesem Weg die notwendigen Mittel ein, um die Entwicklung einer Blockchain-Technologie voranzutreiben, die es oftmals nur als Konzeptpapier existieren. Scheitern diese Entwicklungspläne und wird der mit dem Projekt verbundene Token wertlos, dann liegt dadurch nicht automatisch ein Betrug vor.

Wie kann bei einem Betrug dennoch geholfen werden?

Die oben aufgeführten Beispiele sollen allerdings keinesfalls entmutigend wirken. Denn in den Fällen, in denen Anleger betrogen werden, sind die Betrugsmerkmale oftmals ganz klar nachweisbar. Um eine lückenlose Beweisführung zu ermöglichen, ist es besonders wichtig, professionelle Hilfe einzuholen. Denn die beschriebene Kausalkette muss möglichst lückenlos erfasst und nachgewiesen werden.

Crypto-Tracing hat sich genau darauf spezialisiert und sichert unter Zuhilfenahme von Blockchain-Forensik die Spuren der Täter und dokumentiert sie zusammen mit den Vermögensschäden der Opfer. Auf diesem Weg bietet das Internet und die Blockchain-Technologie am Ende kein Versteck für die Täter, die oftmals glauben, dass man ihnen nicht beikommen könnte. Wir vermitteln außerdem Hilfe durch Anwälte, mit denen wir zusammenarbeiten, sodass der einzelne Betrugsfall in seiner Gänze aufgearbeitet werden kann.

Sind Sie Opfer eines Betrugs? Haben Sie Kryptowährungen oder Geld überwiesen und fühlen sich geschädigt? Zögern Sie nicht und nehmen Sie jetzt Kontakt zu uns auf. Wir beraten Sie und geben Ihnen eine Einschätzung, wie am besten vorzugehen ist.

     

    Timo Züfle

    Timo ist Blockchain-Forensiker und Experte für Kryptowährungen. Er erklärt, wie man sich vor Betrug schützt und Tätern auf die Schliche kommt.